{"id":1724,"date":"2017-01-31T23:44:39","date_gmt":"2017-01-31T22:44:39","guid":{"rendered":"https:\/\/www.cantaloop-hamburg.de\/?p=1724"},"modified":"2017-02-03T16:54:29","modified_gmt":"2017-02-03T15:54:29","slug":"santa-fu-und-claus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.cantaloop-hamburg.de\/2017\/santa-fu-und-claus","title":{"rendered":"Santa Fu und -Claus"},"content":{"rendered":"
\n<\/div>\n„Haben Sie alle bereits Ihre Ausweise und Telefone\u00a0abgegeben?“<\/div>\n„Nehmen Sie es nicht pers\u00f6nlich, wenn das Publikum mit verschr\u00e4nkten Armen auf den St\u00fchlen sitzt und keinerlei Emotionen zeigt. Wenn Teile der Zuh\u00f6rer aufstehen und den Raum mitten im Konzert verlassen, wenn geredet oder gefeixt wird. Viele werden Ihre Art von Musik nicht gew\u00f6hnt sein.“<\/div>\n„Nach dem Konzert bleiben Sie bitte so lange auf der B\u00fchne stehen, bis die Zuh\u00f6rer den Raum verlassen haben.“<\/div>\n„Und wenn irgendwo w\u00e4hrend des Konzerts\u00a0ein Handy klingelt, muss ich die gesamte Veranstaltung abbrechen. Da kenne ich nichts!“<\/div>\n<\/blockquote>\n<\/div>\n<\/p>\n
Willkommen bei Kultur im Knast<\/a>.\u00a0Seit 2006 organisiert das ehrenamtliche Team des Hamburger F\u00fcrsorgevereins pro Jahr rund 25 bis 30 Veranstaltungen f\u00fcr Gefangene in Hamburger Haftanstalten mit dem Ziel, den Verurteilten in der Abgeschiedenheit und Monotonie des Alltags kulturelle Inspiration und „Nahrung f\u00fcr den Kopf“ zu bieten. Cantaloop \u00fcberlegte nicht lange, als uns 2016 die Anfrage erreichte, ebenfalls eine Stunde musikalisch zu gestalten. Und nun standen wir vor dem Eingang zu Haus Zwei der JVA Fuhlsb\u00fcttel, mit 800 Haftpl\u00e4tzen eine der gr\u00f6\u00dften Hamburger Anstalten f\u00fcr den Strafvollzug, den Hanseaten eher unter dem K\u00fcrzel „Santa Fu“ bekannt.<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\nErleichtert um Ausweise, Handys, Taschen und Trinkflaschen traten wir geschlossen den Gang hinter die Gef\u00e4ngnismauern an und testeten nach kurzer Einweisung durch die Organisatoren zun\u00e4chst die Akustik des f\u00fcr das Konzert vorgesehenen Saals. Dann schnell umziehen, w\u00e4hrend sich der Raum mit rund 60 Personen f\u00fcllte, die aus freien St\u00fccken erschienen waren und nicht etwa, weil „Kultur im Knast“ verpflichtendes Programm f\u00fcr die Gefangenen ist.<\/div>\nWir hatten 60 Minuten quer durchs Cantaloop-Repertoire vorbereitet – und selten war der Kontakt zum Publikum so unmittelbar. Wo man in gew\u00f6hnliche\u200bm\u200b\u00a0Scheinwerferlicht\u00a0oftmals nur die erste Reihe erahnt und der gro\u00dfe Rest der Zuh\u00f6rer in waberndem Dunkel verschwimmt, waren Mienen und Stimmungen im rein m\u00e4nnlichen Publikum klar zu erkennen.<\/div>\nUm es kurz zu machen: Es wurde ein sehr besonderes Konzerterlebnis f\u00fcr uns.<\/div>\nWeil der Gro\u00dfteil des Publikums sich eben nicht mit versteinerter Miene und verschr\u00e4nkten Armen pr\u00e4sentierte und wir durchaus das eine oder andere L\u00e4cheln bemerkten.<\/div>\nWeil so mancher Zuh\u00f6rer anfing, bekannte Rhythmen zu klopfen oder Texte mitzusingen (besonders bei \u200bunseren Stra\u00dfenfegern „Ain\u00b4t nobody“ oder „Skyfall“).<\/div>\nWeil bis auf \u200beine\u00a0Ausnahme niemand den Raum verlie\u00df.<\/div>\nWeil, so die Kultur-im-Knast-Organisatoren in einer abschlie\u00dfenden Dankesmail, „die aufmerksame Ruhe die Beamten \u00fcberrascht und beeindruckt hat. Das haben wir nicht oft.“<\/div>\nWeil eine Zugabe gefordert wurde und die Zuh\u00f6rer den Cantaloop-S\u00e4ngerInnen nach dem Konzert auf der B\u00fchne pers\u00f6nlich Rosen \u00fcberreichten (einige Damen schnitten hierbei besonders gut ab und konnten kleine Str\u00e4u\u00dfe mit nach Hause nehmen. Aber auch die Herren der Sch\u00f6pfung gingen nicht leer aus, was wiederum bislang offensichtlich kaum vorgekommen ist).<\/div>\nUnd nicht zuletzt, weil jeder einzelne von uns nach dieser besonderen Stunde ein ganzes St\u00fcck geerdeter den Weg nach drau\u00dfen wiederfand.<\/div>\nEs war gut, dass nun nicht jeder f\u00fcr sich nach Hause ging. Vielmehr nutz\u200bt\u200ben wir die etwas versp\u00e4tete „Nach-Weihnachtsfeier“ beim Griechen im Anschluss, um das Erlebte Revue passieren zu lassen. Zwischen Giros und Moussaka stimmten wir auch den einen oder anderen Song an (wir k\u00f6nnen einfach nicht anders!). Das brachte uns eine kurzfristige Einladung zweier G\u00e4ste ins sommerliche S\u00fcdd\u00e4nemark ein („Ihr M\u00dcSST einfach kommen und bei uns singen!“). Und, um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, gab es zum Schluss als Pr\u00e4sent zum neuen Jahr f\u00fcr jeden Loopie Kerzen vom Chorleiter.<\/div>\nMan k\u00f6nnte auch sagen: An diesem Freitag sind uns eine ganze Menge Lichter aufgegangen.<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Nervosit\u00e4t und Anspannung vor einem Chorauftritt sind nicht ungew\u00f6hnlich – zeigen sie doch, dass sich die S\u00e4ngerInnen, die in K\u00fcrze die B\u00fchne betreten, intensiv vorbereitet haben, „abliefern“ wollen und mit vollem Herzen dabei sind. Anspannung war auch an diesem sonnigen Freitag sp\u00fcrbar, als sich Cantaloop auf einem Parkplatz im Hamburger weiterlesen \u00bb<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":1722,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[21,1],"tags":[],"yoast_head":"\n
Santa Fu und -Claus - Cantaloop Hamburg<\/title>\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\t\n\t\n\t\n\n\n\t\n\t\n\t\n