Ein Abend mit Verlängerung

Cantaloop Hamburg

Ein Abend mit Verlängerung

Ein Chorkonzert bedeutet für den Sänger oder die Sängerin immer auch ein wenig Nervenkitzel. Besonders auf diesen 16. Juni trifft das zu. Draußen herrscht Waschküchenwetter, eine feuchte Schwüle liegt über der Stadt. Wie wohltuend, ein weiteres Konzert barfuß zu begehen!
Das Extra an Nervenkitzel verschafft uns das Team der altehrwürdigen Markthalle dann mit der Aussage, der Fußboden im großen Saal sei nicht zwingend glatt und sauber wie ein Babypopo. „Da kann auch mal eine Schraube rumliegen!“ Aha. Und wir planen einen Song im Halbdunkel. Na, es wird schon werden. Wir haben einfach viel zu viel Lust auf diesen Abend, als uns groß Gedanken um unsere Füße zu machen.

Lange geplant und erwartet, nun soll sie endlich auf die Bühne, die rheinisch-hanseatische Gesangs-Partie, unser Doppelkonzert mit dem Bonner Jazzchor. Wie hatte die Mopo ein paar Tage zuvor korrekt bemerkt: Die Markthalle (fürs Protokoll: Club des Jahres 2018!) ist an diesem Sonnabend viel mehr Maß aller Dinge als jede WM-Fußballkneipe. Vokale Meisterschaften können auch wir ausrichten. Und selbst eine unerwartete Podest-Bühnen-Situation, die viele Aufstellungsideen sabotiert, bringt uns nicht aus der Ruhe. Immerhin führt dies zu einer völlig neuen Form der Gruppenbildung: Leute, lasst uns muscheln!

Irgendwann treffen, staugeplagt, die Bonner ein, die auf dem Weg aus der Bundesstadt noch schnell ein Konzert im nördllichen Ruhrgebiet eingeschoben haben. Und nicht nur das: „Mal eben“ hat sich der BJC mit „Hold back the river“ eines von Christophs Arrangements vorgeknöpft, um dies als finale Zugabe gemeinsam mit uns zu performen. Respekt! Dafür habt ihr Euch nicht nur eine Buffetpause verdient…!LRw-1860
Die Markthalle füllt sich und schon jetzt ist klar: Frieren werden an diesem Juniabend weder wir noch die Zuschauer. Die Lüftung wird kurz vor Beginn unseres Auftritts auf Stufe eins heruntergeregelt. Weniger wäre für das temperierte Wohlgefühl nicht zu ertragen. Mehr wäre allerdings zu laut.
Wir starten mit der ersten Halbzeit und einer Kombination aus CD- und Wettbewerbsprogramm. Von der Bühne bieten sich spannende Ausblicke auf das in Arenaform platzierte Publikum. Es wirkt, wie passend, ein wenig wie im Stadion. Und es brodelt im Kessel!
Pause, Anpfiff zweite Halbzeit. Die Bonner haben ein wenig mehr Platz auf der Bühne – aber ihre Klänge füllen die Markthalle voll aus. Welch ein phantastisches Blending! Sascha Cohn, die überaus charmante Chorleiterin, freut sich „wie Bolle“ auf diesen Abend. Angenehm, es geht uns ebenso! Chören, die derart inspirieren, schauen und hören wir von Herzen gerne zu! Wann bekommt man schon ganz ohne Worte Geschichten über russische Hexen erzählt? Oder macht einen Ausflug in grüne Gärten? LRw-1977Wir sind beseelt! „Hold back the river“ bekommt, mit gut 30 zusätzlichen Stimmen ums Publikum verteilt, noch mal eine Extrawucht zum Finale. Und es steht fest: Dieser gemeinsame Abend war überfällig! Wie gut, dass die hauseigene Bar auch weit über das Konzertende hinaus ausschenkt. Da ist noch das eine oder andere gesangliche Doppel aus den Anfangszeiten drin (Wir erinnern uns: Blue!), bevor die Hamburger die Bonner unterhaken und sich über die Stadt verteilen. Die Gästecouch ist schließlich schon bezogen.
Übrigens: Nicht eine Schraube hat sich an diesem Abend auf den Fußboden verirrt. Es geht doch!